Kürzlich besuchte ich das Gelände einer ehemaligen Lungenheilstätte im Selketal unterhalb von Stiege im Harz, die ab 1894 von der Landesversicherungsanstalt Braunschweig geplant und errichtet wurde. Leider ist der Zutritt derzeit nicht möglich, da das Gebäude baufällig und abgesperrt ist. Trotzdem konnte ich von außen einige schöne Aufnahmen machen. Die Lungenheilstätte gilt als eines der größten ehemaligen Klinikkomplexe im Harz und wurde am 19. Juni 1897 für zunächst 40 männliche Patienten eröffnet. Sie trug den Namen des Prinzenregenten Albrecht. Am 17. Juni 1898 wurde wenige Meter entfernt das "Marienheim" für 24 weibliche Patienten eingeweiht.
Die Lungentuberkulose wurde im unserem Lost Place mittels einer mehrwöchigen Heilstättenkur mit Liegekuren behandelt. Im Jahr 1905 wurde auf dem Gelände eine Holzkirche im nordischen Stil geweiht. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Aufnahmekapazität in mehreren Ausbaustufen deutlich erhöht. 1930 konnten insgesamt 100 männliche und 80 weibliche Lungenkranke aufgenommen werden. In den 1930er Jahren wurde außerdem ein pavillonartiges Gebäude für die Aufnahme von lungenkranken Kindern errichtet.
Während der Zeit der DDR diente die Klinik weiterhin der Bekämpfung der Tuberkulose. Aus der ehemaligen Heilstätte war nun ein Fachkrankenhaus geworden. Am 1. Oktober 1987 wurde das Fachkrankenhaus für Lungenkrankheiten aufgrund des allgemeinen Rückgangs der Lungentuberkulose in ein Sanatorium für Herz-Kreislaufpatienten umgewandelt. Im Juli 1991 wurde die Klinik schließlich in eine Reha-Klinik umfunktioniert, die am 31. Dezember 1993 geschlossen wurde. Seitdem stand das Gebäude leer.
Es wurde versucht, das Hauptgebäude in ein 5-Sterne-Kempinski-Resort als Wellness-Hotel umzuwandeln. Auf dem Gelände sollte ein zentrales Hotelgebäude mit fünf weiteren Nebengebäuden entstehen, die insgesamt 299 Gästebetten, Restaurants, Cafés, Pavillons zur Entspannung, eine Wellnessanlage mit Solegrotte, Dampf- und Saunakabinen sowie Whirlpools sowie ein Hallenbad mit Klangdom, Fitness- und Massageräumen, Tennisplätzen und Seminarräumen bieten würden. Die Pläne waren weit fortgeschritten und man hatte bereits mit dem Abbruch der Nebengebäude begonnen. Das Projekt ruht seit 2009 unvollendet (Stand: Winter 2022).
Am frühen Morgen des 22. August 2013 ereignete sich in diesem Gebäude ein Großbrand. Als die Feuerwehr eintraf, standen bereits mehrere Teile des Gebäudes in Flammen. Um den Brand zu bekämpfen, waren rund 100 Feuerwehrleute und diverse Löschzüge tagelang im Einsatz. Ein Problem stellte auch die Versorgung mit Löschwasser dar, weshalb eine Schlauchleitung über die Gleise der Harzer Schmalspurbahn zu einem rund 3,5 Kilometer entfernten Naturteich verlegt werden musste. Der Betrieb der Harzer Schmalspurbahn wurde in diesem Streckenabschnitt vorübergehend eingestellt. Die Feuerwehrleute ließen das Gebäude kontrolliert abbrennen. Seitdem steht es als Brandruine und muss abgerissen werden. Wenige Tage nach dem Brand wurde eine Brandstiftung bestätigt, da alle anderen möglichen Brandursachen ausgeschlossen werden konnten.
Siehe auch: http://www.rottenplaces.de/main/albrechtshaus-2288/